Zu Beginn der Sechziger Jahre arbeiteten die Forschungsabteilungen bei Sony an einer Reihe von neuen, teils geheimen Projekten. Neben der Entwicklung einer neuartigen Farbfernsehbildröhre (Chromatron, später Trinitron) und eines Videosystems stand auch die weitere Miniaturisierung des Fernsehers auf dem Plan. Bereits mit dem 8-Zoll-Gerät TV 8-301 von 1959 hatte Sony eine große Leistung vollbracht. Aber das damalige Gerät hatte eine Menge Probleme. Die Neuentwicklung spezieller Transistoren und die weitere Optimierung des Gerätekonzeptes führten am Ende zu dem 5-Zoller TV 5-303.
Das Vorserien-/Test-Modell dieses TV trug noch den Namen „SV-17“ um die Konkurrenz zu verwirren, denn die 17 im Namen suggerierte einen 17-Zoll-Heimempfänger. Im November 1961 begann die heiße Testphase. Im Mai darauf sollte schon der Verkauf beginnen und man wollte bei Sony absolut sicher gehen, dass mit den kommenden höheren Frühsommertemperaturen nicht doch noch die alten Hitzeprobleme wie beim Vorgängermodell auftreten würden. Man testete das Verhalten in Autos, beim Camping in Trucks usw. und tatsächlich mussten noch etliche Korrekturen vorgenommen werden. So stellte man fest, dass das Gerät beim Campen zwar abends einwandfrei lief, morgens jedoch das Bild durchlief (Synchronisationsproblem) – auch ein thermisches Problem. Dennoch: im Frühjahr 1962 war das Gerät dann serienreif:
Die Marektingleute hatten sich auf einen Namen und einen ersten Claim geeinigt: Sony Micro TV “The Transistor That Revolutionized TV”! Am 17. April wurde er endlich der Presse vorgestellt: Der kleinste und leichteste Fernseher der Welt! Die japanische Tagespresse brachte dreispaltige Beiträge und Fotos, aber auch international gab es reichlich Beachtung. Im Oktober startete dann endlich der Verkauf in den USA. Dazu eröffnete man am 1. Oktober eigens einen 170-Quadratmeter Sony-Showroom in der 5th Avenue in New York. Über 400 geladene Gäste erschienen an diesem Tag, um den Micro TV zu sehen. Aber in den Folgetagen waren es bis zu 7.000 Besucher täglich, die kamen! Die erste Lieferung wurde am 4. Oktober verkauft und das ging verdammt schnell: Ausverkauft! Sony hatte den Bedarf deutlich unterschätzt. Angesichts der Aussichten, auf die nächste Lieferung per Schiff warten zu müssen, konnte beim Interessenten damals schon Frust aufkommen. Täglich telefonierten die Firmenzentralen in den USA und in Tokyo miteinander und schon am 7. November charterte man eine Pan American Maschine für eine Lieferung und im selben Monat folgte eine zweite. Aber das reichte immer noch nicht, den Micro-TV-Hunger der Amerikaner zu decken. Sony wusste, das es hier auch um ein Wettrennen ging, denn viele andere Firmen arbeiteten intensiv an kleinen, transportablen Fernsehern. In der Zentrale schätze man das verbleibende profitable Zeitfenster auf etwa 6 Monate. Da kam der Streik in einem der japanischen Zulieferbetriebe einer Katastrophe gleich ...
Das Gerät gab es zuerst übrigens in dieser schwarzen Version (siehe auch Anzeige oben) und erst später in der bereits vorgestellten silbernen Variante:
Rückblickend mag uns heute die Welle, die ein so kleines Gerät damals auslöste vielleicht an den Hype um manches moderne iGerät erinnern ...
Quelle: Sony History (Kapitel 10), Fotos © Benno, Anzeigenscan
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